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Christliche Judenfeindschaft
Das Christentum hatte sich aus der jüdischen Religion entwickelt: Christ:innen waren zunächst nur eine kleine Gruppe innerhalb dieser Religion. Mit der Zeit sahen sie sich aber immer stärker in Konkurrenz zum Judentum. Sie wollten sich abgrenzen und ihren Einfluss als eigenständige Religion ausbauen. Dazu wendeten sie sich aggressiv gegen Jüdinnen:Juden. Es wurden bösartige Unterstellungen in Umlauf gebracht. Zum Kernbestand der christlichen Judenfeindschaft gehörte schon bald die Behauptung, dass “die Juden” Jesus ermordet hätten (obwohl er in Wahrheit von den Römern hingerichtet wurde). Damit seien sie “Gottesmörder” und für alle Ewigkeit verflucht.
Mit der Durchsetzung des Christentums zur vorherrschenden Religion in Europa begann die rechtliche Absonderung und Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung durch religiöse und weltliche Vorschriften. Verboten war beispielsweise die Eheschließung zwischen jüdischen und christlichen Gläubigen oder auch gemeinsames Essen. Jüdinnen:Juden sollten nur weiterexistieren, um durch ihr Leben in Elend die Wahrheit des Christentums zu unterstreichen.
Im Verlauf des Mittelalters wurde die Diskriminierung verschärft: Jüdinnen:Juden mussten zum Teil spezifische Kleidungsvorschriften befolgen oder in abgesonderten Wohnvierteln leben. Die Organisation vieler Berufe in christlichen Vereinigungen (Zünfte) verschloss ihnen viele Arbeitsmöglichkeiten.
Zudem verbreiteten sich weitere antijüdische Lügengeschichten: Es wurde behauptet, Jüdinnen:Juden würden christliche Kinder ermorden, um ihr Blut für schwarze Magie zu verwenden. Hinzu kamen auch Geschichten über angebliche “Hostienschändungen”: Jüdinnen:Juden würden dieses Gebäck (das im Christentum für den Körper Jesu steht) durchbohren, um den Gottesmord zu wiederholen.
Die christliche Judenfeindschaft war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Hintergrund für Vertreibungen sowie mörderische Ausschreitungen, bei denen unzählige Jüdinnen:Juden getötet wurden.
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Corona-Leugner:innen
Im Frühjahr 2020 trat in verschiedenen Teilen der Welt eine bisher unbekannte Krankheit auf: die durch ein neuartiges Coronavirus ausgelöste Erkrankung Covid-19. Da das Immunsystem der Menschen auf das neue Virus nicht vorbereitet war, breitete sich die Krankheit zunächst rasend schnell aus und forderte viele Todesopfer. Weltweit versuchten Regierungen die Ausbreitung durch Beschränkungen des zwischenmenschlichen Kontakts und andere Maßnahmen zu verlangsamen. Innerhalb eines Jahres wurden wirksame Impfstoffe entwickelt und umfangreiche Impfkampagnen gestartet. Nachdem immer größere Teile der Bevölkerung durch Erkrankung oder Impfung mit dem Virus in Kontakt gekommen waren, sank das Risiko eines schweren oder gar tödlichen Verlaufes stark. Covid-19, oder „Corona“ wie man umgangssprachlich sagt, entwickelte sich zunehmend zu einem Alltagsrisiko.
Auf die Bedrohung durch eine unbekannte Krankheit reagierten im Frühjahr 2020 einige Menschen mit Verleugnung: Sie behaupteten, die Krankheit werde künstlich aufgebauscht. Sie sei gar nicht gefährlich. Die Todeszahlen seien gefälscht. Diese Corona-Leugner:innen entwickelten ganz unterschiedliche und immer verrücktere Verschwörungstheorien: Das Virus existiere gar nicht; die Seuche sei erfunden worden, um die Bevölkerung zu unterdrücken; mit Impfungen wolle man Menschen unfruchtbar machen, ihnen Microchips einsetzen oder sie töten. Viele der Verschwörungstheorien richteten sich gegen Jüdinnen:Juden: Angeblich würden sie hinter allem stehen. In Deutschland und in anderern Ländern fanden große Demonstrationen von Corona-Leugner:innen statt, an denen sich viele Rechtsextreme beteiligten.
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Holocaust
Der Begriff Holocaust ist vom griechischen Wort "holókaustus" abgeleitet und bedeutet "völlig verbrannt". Er bezeichnet den nationalsozialistischen Massenmord an etwa 6 Millionen europäischen Jüdinnen:Juden. Häufig wird statt Holocaust auch der aus dem Hebräischen stammende Ausdruck Shoah (hebräisch הַשּׁוֹאָה haSchoa = die Katastrophe, das große Unglück/Unheil) verwendet.
Grundlage des Holocaust war der antisemitische Hass und Vernichtungswille der Nazis. Sie konnten sich auf judenfeindliche Vorstellungen stützen, die bereits jahrhundertealt und in großen Teilen der Bevölkerung tief verankert waren.
Der systematisch geplante und mit großem Aufwand organisierte Massenmord wurde zwischen 1941 und 1945 durchgeführt. Er folgte auf immer radikalere Phasen der Entrechtung und Verfolgung, die bereits mit der Machtergreifung der Nazis 1933 begonnen hatten.
Fast zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung Europas wurden im Holocaust ermordet: zum Beispiel durch Hunger, Misshandlungen, unmenschliche Zwangsarbeit sowie durch Massenerschießungen und den Einsatz von Giftgas, zum Teil in extra errichteten Vernichtungslagern.
Der Mord an Millionen von Menschen wurde mit der Unterstützung breiter Teile der deutschen Bevölkerung, mit der direkten Tatbeteiligung zehntausender Deutscher und in Zusammenarbeit mit Verbündeten in anderen europäischen Ländern durchgeführt.