Sprechverbote
Häufig hört man: „Man darf ja nichts gegen Israel sagen, sonst gilt man gleich als Antisemit.“ Darf man Israel also nicht kritisieren?
Fakt ist: Israel wird durchaus kritisiert. Im Fernsehen und in Zeitungen, von Politiker:innen und bei Demonstrationen. Auch in Israel selbst gibt es Debatten um die Regierungslinie, die je nach politischer Orientierung ganz unterschiedlich beurteilt wird. Das gehört in einer Demokratie dazu.
Etwas anderes ist es, sich über Israel zu äußern, indem man antisemitische Bilder und Stereotype nutzt oder dem jüdischen Staat das Existenzrecht abspricht. Oder wenn man nur in Bezug auf Israel Dinge verurteilt, die einem sonst egal sind. Hier ist klar: Es handelt sich nicht um Kritik, sondern um antisemitische Äußerungen.
Um die Behauptung angeblicher Sprechverbote zu untermauern, werden häufig ebenfalls antisemitische Argumentationsmuster genutzt. Wenn es heißt: Jüdinnen:Juden oder Israel würden die Presse und Medien kontrollieren, um Kritik an Israel zu unterdrücken, dann nimmt diese Unterstellung Bezug auf die alte antisemitische Verschwörungstheorie von einer „jüdisch gelenkten“ Presse.
Sich selbst als das eigentliche Opfer darzustellen, ist eine Taktik, um weiter ungestört Antisemitismus äußern zu können: Es wird einfach unterstellt, dass es Sprechverbote gebe und Meinungen nicht geäußert werden dürfen. Man behauptet also: „Nichts darf man mehr sagen!“ – und sagt es dann erst recht.